Die Lizenz für die dritte Liga hat die Alemannia – noch – nicht erteilt bekommen. Der DFB wartet auf die erforderlichen Nachweise zur Umfinanzierung und damit verbundenen Solvenz der Schwarz-Gelben. Die Zeichen verdichten sich, dass es der Alemannia doch rechtzeitig gelingen wird, die Lizenz zu erhalten. Hauptsächlich liegt es an dem Willen, den Verein nicht untergehen zu lassen.

Zugegeben: Die aktuell treibenden Kräfte haben vor allem eher den wirtschaftlichen Aspekt im Sinn. Gläubiger wie die Aachener Bank, Hellmich, Sparkasse Heinsberg und die Aachener und Münchener Versicherung wollen nicht auf ihren Krediten sitzen bleiben. Obwohl sie durch die Bürgschaften von Stadt und Land noch etwas abgesichert sind, sind zu viele Millionen in Gefahr. Auch die Stadt Aachen hätte mittelfristig und vor allem langfristig fehlende Steuer- und Pachteinnahmen zu beklagen.

Und so werden die Anstrengungen nochmals intensiviert, das sinkende Schiff Alemannia in den rettenden Hafen zu schleppen. Die emotionale Komponente begünstigt diese Bemühungen nochmals. Niemand will die Alemannia dann doch fallen lassen. Die Aachener und Münchener wird ihr Sponsoring zwar reduzieren aber nicht vollständig aufgeben. Nicht ausgeschlossen, dass sie bei einem Wiederaufstieg als Hauptsponsor wieder auf der Vorderseite des Trikots prangt.

Auch die Fans stehen zu ihrem Verein. Trotz der undurchsichtigen und in der Vergangenheit diskussionswürdigen Preispolitik sind die meisten Fans bereit, sich eine Dauerkarte aus Liebe zum Verein zu kaufen. Egal welcher Gegner da auch kommen mag. Die Anhängerschaft ist erneut bereit ihrer Alemannia einen Vertrauenskredit zu gewähren.

Allerdings machen nicht wenige Fans und Sponsoren diesen Kredit abhängig von einem radikalen Neuanfang. Der Stadionbau – er mag durchaus alternativlos gewesen sein – hat unserem Traditionsverein eine gehörige Portion Schulden hinterlassen. Die einstigen Väter der vor allem für die Probleme ursächlichen Stadionfinanzierung sind aus dem Rampenlicht verschwunden. Weder Dr. Jürgen Linden noch Franz-Wilhelm Hilgers, die seinerzeit oft und schwärmend in den Medien zitiert wurden, haben ihre Verantwortung übernommen. Bis heute kein Wort zu der utopischen Annahme, ca. 7.000.000 € pro Jahr für ein Stadion zu zahlen. Kein Wort zu den Vertragsproblemen mit Hellmich.

Auch wenn die Aufarbeitung dieser Finanzierung von Fans und Mitgliedern gewünscht ist, so stehen vor allen Dingen die zukünftigen Herausforderungen auf der To-Do-Liste: Lizenz, Personal, Sponsoren… Die Zukunft der Alemannia liegt in den Händen Frithjof Kraemers. Er ist mitverantwortlich für die finanzielle Situation. Seit Ende 2009 versucht er  – vergeblich – die Finanzierung auf solidere Füße zu stellen.

Fans, Sponsoren  und seit gestern auch die Politik fordern Kraemers Rücktritt bzw. dessen Entlassung. Auch Kraemer hat bisher eher versucht sich aus seiner Verantwortung zu reden, statt sie zu übernehmen. Statt sich die Stärken und Leidenschaft von Fans und Mitgliedern zu sichern, hat er sich immer mehr von den “Kunden” distanziert. Warum der Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Meino Heyen sagt, Kraemer mache einen tollen Job und sei wichtig für die Sponsoren versteht niemand so recht.

Die Alemannia kann aus diesem Absturz gestärkt und geeinigt hervorgehen. Der Abstieg(skampf) hat dafür gesorgt, dass die zerstrittenen Fangruppen erstmalig wieder ein Miteinander versuchen und die Alemannia bei ihnen auch wieder an erster Stelle steht. Wenn man sich auf das Gesicht gelegt hat, dann will man wieder aufstehen und weitermachen. Die Frage lautet: Wie lange dauert es, bis man wieder auf dem Gesicht liegt?

Die Alemannia hat eine große und breite Fanbasis. Auch wenn sie in den letzten Jahren aus unterschiedlichen Gründen dem Tivoli eher fern blieb, so waren sie bei vernünftigen Ticketpreisen auf dem Tivoli und hat die Mannschaft angefeuert. Auch die Sponsoren sind bereit ihre Engagements fortzusetzen. Eine Region hängt an der Alemannia. Die Basis ist da. Wieso sollte man nicht wiederkommen? (Frage: sind wir eigentlich schon wirklich weg?)

Ich selber habe den Kauf meiner Dauerkarte für die nächste Saison nicht an Preis und Ligazugehörigkeit geknüpft. Für mich steht und fällt diese Entscheidung mit der Personalie Frithjof Kraemer. Ich sehe die deutliche Gefahr, dass sich die Situation unter ihm nicht verbessern wird, sondern immer nur weiter vor sich her geschoben wird.

Die Lage ist ernst und auch nach einer Erteilung der Lizenz muss die Arbeit konsequent und gewissenhaft fortgeführt werden. Die Lage ist bei geringeren Einnahmen weitaus dramatischer als zuvor. Ich erwarte Aussagen und Handlungen, die auch zutreffen. Die Alemannia wird nicht untergehen, wenn Fans, Sponsoren und Gläubiger wieder Vertrauen in die entscheidenden und handelnden Personen haben.

Ich will meiner Alemannia endlich wieder trauen können, damit ich auch wieder zu 100% an sie glauben kann. Ich behaupte, dass ich damit nicht alleine stehe. Schafft es die Alemannia dieses Vertrauen wieder herzustellen, hat sie große Chancen bald wieder in der zweiten Liga zu spielen.


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