Campusbahn auf dem Hirschgraben - Montage (TEMA AG)

(Grafik TEMA AG)

Ein Thema ist in Aachen dieser Tage fast noch präsenter als die Alemannia: die Campusbahn. Als Exilant bin ich zwar nicht berechtigt am 10.03. pro oder kontra Campusbahn zu stimmen, aber meine Meinung will ich dennoch loswerden. Mein Gefühl sagt mir, dass es im Grunde keine Gegner des Vorhabens gibt – aber berechtigte Sorgen und Ängste, die mit dem Projekt verbunden sind. Vor allem die Kosten spielen hier eine Rolle.

Eine neue Tram wäre in meinen Augen wichtig für Aachen. Die Linienführung der Busse ist eine Katastrophe. Manche Teile sind nur nach mehrfachem Umsteigen zu erreichen und im Gegensatz zu anderen Städten, verwirren Netzpläne oftmals nur. So fährt die Ringlinie 13 in den Abendstunden nicht mehr und am Wochenende stark eingeschränkt. Dabei gehört sie zu den sinnigsten Linien im Stadtgebiet.

Eine umwelttechnisch innovative Lösung, dazu schnell und zuverlässig, wäre da mehr als angebracht. Ich habe die alte Tram (lesenswerter Wikipedia-Artikel übrigens!) nicht mehr erlebt, hatte aber immer das Gefühl, dass es ein Fehler war sie abzuschaffen. Und die Diskussion über die neu angedachte Campusbahn ist ja eher von Sorgen und Ängsten geprägt, dass das Projekt aus dem Ruder laufen könnte, als dass die Stadtbahn ein unsinniges Projekt ist.

Und diese Bedenken haben, so mein Eindruck, auch die Menschen, die dennoch ihr Kreuz bei „Für die Campusbahn!“ setzen werden. Stuttgart21, der Berliner Flughafen oder die Elbphilharmonie in Hamburg. Es gibt genügend Beispiele dafür, dass Aussagen wie „Wir haben solide gerechnet. Da kann nichts passieren.“ viel zu schnell und besänftigend gegeben werden.

Hinzu kommt, dass so manches Bauprojekt auch in Aachen nicht wie geplant verlaufen ist. Die CHIO-Brücke und auch die Südbebauung des Tivoli verliefen nicht wie seinerzeit beschlossen.

Liniennetzkonzept der Campusbahn

Campusbahn Liniennetz mit Einstiegs- und Zielkonzept
(Grafik TEMA AG, Kartengrundlage © OpenStreetMap und Mitwirkende, CC-BY-SA)

Die Sensibilität scheint daher noch nicht von allen Parteien akzeptiert worden zu sein. Ein im Grunde für Aachen zukunftsweisendes Projekt wird mit polemischen Kampagnen wie „Campusbahn = Größenwahn“ torpediert. Die von den Gegnern des Projektes aufgeführten Argumente werden auf der Informationsseite der Campusbahn deutlich anders dargestellt. So ist es beispielsweise gar nicht vorgesehen, die Straßen einspurig zu machen.

Auch ob die Bauphase der Campusbahn Arbeitsplätze vernichtet ist eine interessante These – letztlich aber irrelevant. Ob nun Schienen verlegt werden oder Straßen und Kanäle eh ausgebessert und erneuert werden – Baustelle ist Baustelle. Hier muss natürlich die Stadtverwaltung dafür sorgen, dass Bauabschnitte und Zeitplan eingehalten werden – und an kritischen Stellen für schnelleres Arbeiten nicht gespart werden sollte.

Und nur um es mal aus der anderen Perspektive zu sehen: Park&Ride wird mit der Campusbahn deutlich angenehmer sein als mit den Bussen derzeit. Für mich wäre dies viel eher eine Alternative als die immer vollen Busse zu nutzen. Die Campusbahn kann genauso für Kaufkraft sorgen, da sie die Kunden bequem in die Stadt bringt.

Letztlich muss dafür gesorgt werden, dass die Finanzierung stimmt. Die Campusbahn ist ein richtiges und zukunftsweisendes Projekt. Und wer schon einmal in Städten mit Straßenbahn unterwegs war, wird sicher nicht leugnen können, dass sie einfach nicht mehr wegzudenken sind.

Als Exil-Öcher sage ich Pro Campusbahn!


2 Kommentare

Saintdeaix · 9. März 2013 um 04:42

Ich gehöre an und für sich auch zu den polemisierenden Gegnern des Projekts, möchte aber hier nur zwei Bemerkungen machen:
1. Die Jahrhundertchance hat die Stadt Aachen mit der Liquidierung der alten Straßenbahn vertan. Das ist unwiederruflich und höchstem Maße bedauerlich.
2. Es ist die Rede von Kaufkraft durch Campusbahn, ich bitte das zu präzisieren. Wo werden die blühenden Kauflandschaften entstehen ohne die Kaufkraft einfach nur ein paar Kilometer maximal zu verlagern? Wenn überhaupt.

Friedrich · 9. März 2013 um 10:11

Hallo Saintdeaix,

zu 1.) Sicherlich kommt es die Stadt nun teurer zu stehen, eine Bahn neu zu bauen, statt die damalige Tram immer mit-und-mit zu modernisieren. Das es eine Tram also wieder geben wird ist also für Dich nicht das Problem, sondern, das “Wie” und “Wieviel”?

zu 2.) Ich bin gerade zugegeben irritiert 😉 Wo spreche ich von steigender Kaufkraft? Oder beziehst du Dich auf allgemeine Aussagen dieser Art? Ich persönlich glaube nicht, dass es eine Steigerung der Kaufkraft gibt, aber die Anbindung – gerade an Wochenende und zu Zeiten des Weihnachtsmarktes – wird deutlich angenehmer. Ich selber wohne ja nicht mehr in Aachen. Wenn ich an einem Wochnende in Aachen bin, würde die Campusbahn aber dafür sorgen, dass es angenehmer und entspanntet ist “mit dem Shoppen”. Park&Ride sorgt meiner Ansicht dafür, dass die Kaufkraft in der Aachener Innenstadt erhalten bleibt. Sollte es keine Verbesserung der Verkerhssituation geben, wird die Qualität des Shoppens in Aachen nachlassen.

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