In diesem Beitrag geht es explizit um meine persönliche Meinung und Sicht der Dinge.

Sind es die Coronamaßnahmen und eine vermutlich kommende Impfpflicht, die das tatsächliche Problem ist? Oder, das ist meine Meinung, ist es die Bürokratie und Egoismus, der uns vor diese Probleme stellt?

Ich frage mich jede Woche, warum gehen normale und kritische Bürger*innen mit Nazis und Verschwörer*innen auf die Straße? Aus welchem Grund blendet man diese gefährliche Allianz aus? Nein, nicht alle die da mitgehen sind Nazis, aber wer mit Nazis spazieren geht, der darf sich über die klare Abgrenzung auch nicht wundern. Blöderweise verschärft es aber eher die Probleme als sie zu lösen. Wieso also nicht mal darüber sprechen, was sich wirklich ändern muss?

Seit zwei Jahren haben wir nun Corona auch in Deutschland. Über 118.000(!) Todesfälle im Zusammenhang mit Corona. Für mich zählen dort auch die Todesfälle zu, die nicht am Virus selbst, sondern an den Umständen gestorben sind, zum Beispiel Suizide aufgrund der gefährdeten oder sogar zerstörten Existenz.

Fakt ist, dass seit zwei Jahren wir alle jede Woche neu sehen müssen wie die Situation ist. Wir sind dabei auf die Vorgaben, Hilfestellungen, Empfehlungen und auch Restriktionen angewiesen. Und hier sage Ich, dass es eben daran liegt, dass diese nicht einheitlich sind, ständig wechseln und meist unklar sind. Ich kann hier Euch alle verstehen, die davon die Schnauze voll haben. Mir geht es an vielen Stellen übrigens genauso. Sicherlich gelingt es mir damit gelassener umzugehen, doch das ist eben wenn es an die Existenzen geht leichter gesagt als getan. Dennoch hilft es nicht Wissenschaft zu ignorieren.

Was mich dabei aber vor allem stört: Seit zwei Jahren bekommen es die 16 Bundesländer und die Bundesregierung einfach nicht hin, dass es einheitliche, verständliche und auch nachvollziehbare Konzepte gibt. Für mich ist dies die Folge einer zu ausufernden und an Verordnungen und Gesetzen orientierten Arbeitsweise. Flexibilität ist in Behörden weitestgehend ein Fremdwort wie Pragmatismus.

Schon vor Corona war es ja schwierig. Insbesondere die wichtigen Verwaltungen sind nicht modern aufgestellt und haben sehr langwierige und bürokratische Prozesse. Nicht nur die Masse der Formulare, sondern auch deren Komplexität sowie Umfang bremsen. Dies betrifft nicht nur aktuell die Fluthilfen und Coronahilfen, sondern alltägliche Themen. Ich bin 2021 erstmals Vater geworden. Was da alleine bei Elterngeld, KiTa und der Geburt selber alles passiert ist nicht nachvollziehbar. Die Steuernummer hatten wir vom Finanzamt vor der für alles andere notwendigen Geburtsurkunde der Stadt Köln.

Kurzum: Würden unsere Prozesse und Maßnahmen funktionieren, würden wir Ihnen auch mehr vertrauen können. Da muss der Weg hingehen: Prozessoptimierung und verständliche Sprache. An vielen Stellen wäre dies möglich. Hier ist aber nicht alleine die Politik – also die Räte wie Stadträte oder Parlamente – alleine verantwortlich. Es gibt zunehmend Beispiele davon, dass „die Politik“ längst Verbesserungen beschlossen hat. Doch die Verwaltungen setzen sie nicht um.

Hier liegt also ein klassisches Führungsproblem vor – das nicht alleine etwas mit Personalmangel oder alter Technik zu tun hat. Hier habe Ich selbst ein aktuelles persönliches Beispiel: Mein Elterngeldantrag wurde nicht voll akzeptiert. Ich rief die Stelle an, wollte es ohne großes Besteck klären. Man war dort besserwisserisch und ignorant. Mein Verweis auf mehrere Gerichtsurteile genau zu diesem Thema wurden ignoriert. Ich legte Widerspruch ein. Nach sechs(!) Monaten erhielt Ich auf Nachfrage eine Antwort. Meinem Widerspruch wurde entsprochen. Immerhin gab es auch eine kleinlaute Entschuldigung. Beinahe hätte Ich gegen die Stadt Köln klagen müssen – was Ich nie vorhatte oder wollte.

Dieser Antrag hat mich und die Verwaltung in Köln sowie Münster viel Zeit gekostet. Absolut unnötig. Und die Schreiben der Bezirksregierung Münster zeigten, dass dort gerade viele Fälle liegen.

Von Freunden und Bekannten weiß Ich, dass auch bei Ihnen diverse alltägliche Fälle lange Bearbeitungsphasen haben. Während es Abteilungen und Abläufe gibt, die bereits richtig gut optimiert wurden, geht es an anderer Stelle nicht voran.

Problem Führungspersonal

Wenn es an Schlüsselpositionen Verantwortliche gibt, die keinen Bock haben oder gegen Modernisierung(en) sind, blockieren sie Beschlüsse und die Vereinfachung. In den Verwaltungen und Behörden sind die Beamten nicht kündbar und selbst Angestellte sind nahezu unkündbar. Hier fehlt es an disziplinarischen Konsequenzen wenn wichtige Projekte und Prozessoptimierung verschleppt werden.

Hier liegt für mich der Kern. Über die Jahre wurde dieses Problem immer größer. Nun ist nicht nur Corona sondern auch die Flutkatastrophe ein Brandbeschleuniger. Die Diskussion hier im Regierungsbezirk Köln beweist dies: Die Bearbeitung der Anträge dauert zu lange (ach ja, auch hier wird die Komplexität kritisiert). Auch dass Standorte der Bezirksregierung Köln geschlossen werden sollen und die Beschäftigen gerne Informationen hätten, wie es für sie weitergeht verstärkt die Unzufriedenheit. Lasst uns nicht vergessen: Wir brauchen in Behörden und Verwaltungen ebenfalls Fachkräfte. Wir brauchen moderne Prozesse und Arbeitsweisen.

Wir sind mehr denn je auf vernetzte, moderne und selbstkritische Behörden und Verwaltungen angewiesen. Unsere Steuern sollen in gut bezahltes Personal fließen und nicht in Papier und doppelte Strukturen. Wer will denn in einem Umfeld arbeiten, dass Basics weiterhin nicht auf die Kette bekommt und sich selber die Arbeit schwer macht?

Ja, bis zu diesem Punkt habe Ich Schule und Bildung nicht mal angesprochen. Damit habe ich – noch – keine Berührungspunkte (außer das Thema KiTa / Betreuung ab 1 Jahr), doch das geht genau in die selbe Richtung: mangelhafte Organisation und Kommunikation. Da können sich Ministerien, Behörden und Verwaltungen gerne bei so mancher Firma was abschauen. Eltern sind wie auch das Lehrpersonal seit zwei Jahren am Limit, nicht wenige kurz vor dem Zusammenbruch.

Aktuell müssen alle Bürger*innen, Schulen und Unternehmen wöchentlich schauen was ist erlaubt, wie lösen wir es. Unternehmen müssen ihre juristischen Abteilungen von anderen wichtigen Projekten abziehen. Dürfen wir das in NRW was wir in Bayern dürfen? Und was ist mit den Filialen in BeNeLux?

Ich jedenfalls ärgere mich in Deutschland über 16 Landesregierungen die in zwei Jahren keine gemeinsame Linie mit der Bundesregierung haben. Ich ärgere mich über 26 nationale Regierungen, die in Europa keine gemeinsame Linie haben – und das nicht nur beim Thema Corona. Dieser Egoismus und die mangelnde Demut schaden meiner Ansicht nach mehr als der Virus selber.

Aber dazu müsste man sich Fehler eingestehen. Dazu müsste Verantwortung übernommen werden. Dies geschieht nicht – und so schließt sich der Kreis.

Dies alles wollte ich loswerden. Es musste raus. Sonst kann Ich nicht nach vorne schauen 😉

Schreibt mir doch Eure Meinung bitte in die Kommentare!

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