Hallo lieber WDR! Ich schreibe hier mal konkret weil ich an diesem grauen Morgen im Badezimmer WDR 5 – wie sehr oft – hörte. Bei den Nachrichten um 6:00 Uhr ging es mit Jens Spahn los, der die Corona–Maßnahmen verteidigte. Und dann kam als zweite Meldung Donald J. Trump vs Joe Biden.
Nun, in der Tat war das erste TV-Duell in den USA in der Nacht und die Eindrücke frisch, doch was ich mich Frage: Wieso folgten erst dann die Meldungen über
- das britische Unterhaus, das für das Binnenmarktgesetz stimmt und damit ein harter Brexit immer näher rückt ?
- die heutige Aussprache zum Bundeshaushalt der Bundesregierung 2021 ?
- der Aufnahme minderjähriger und unbegleiteter Geflüchteter aus dem Camp Moria?
- die heutigen Warnstreiks in kommunalen Krankenhäusern ?
In meinen Augen haben diese drei Punkte deutlich mehr Relevanz für Europa und Deutschland als der Wahlkampf in den USA. Unbestritten ist die wirtschaftliche Beziehung zu den Vereinigten Staaten von Amerika eine wichtige, doch sind es weder Biden noch Trump die unsere Kranken und Alten versorgen. Es sind nicht diese beiden “alten Weißen Männer”, die täglich unseren Betrieb aufrecht erhalten. Die Meldung über die Warnstreiks hat alleine aus Respekt vor den Menschen – die streiken und um dies es geht – mehr Gewicht als ein na(r)zistischer Präsident und sein Herausforderer. Für das Personal in den Krankenhäusern wurde geklatscht und Respekt gezollt – und nun, wo es mal wirklich um sie geht, werden sie ans Ende der Nachrichten gestellt?
Auch der Brexit, der für die europäische und deutsche Wirtschaft massive Auswirkungen haben wird, ist seit Jahren ein Dauerthema. Leider hat die britische Regierung und auch die europäische Politik dafür gesorgt, dass keine anderen Themen auf der Agenda so klar behandelt wurden. Was ist mit der Jugendarbeitslosigkeit in Südeuropa? Was ist mit der dortigen Wirtschaft? Was ist mit den Menschen in den überfüllten und unmenschlichen Camps? Die Themen Klima, Migration, EU-Reformen, Arbeit- und Soziales stehen auf der Agenda, werden aber regelmäßig von London in den Schatten gestellt – und wir lassen es auch noch zu! Und leider ist der Brexit auch wichtiger als Trump vs Biden.
Wir lassen genauso zu, dass es weiterhin keine europäische Asyldebatte gibt. Seit Jahren keine Reform des Dublin-Systems. Menschenunwürdige Zustände – über die Sie ja umfangreich berichten – werden einfach von der politischen Führung auf Sparflamme gehalten. Vor einem Jahr war Herr Seehofer zu Gesprächen in Athen und Ankara – was ist seit dem passiert?
Die #presidentialdebate mag spannend und “anschaulich” sein, aber es gibt in Europa eben sehr aktuelle und wichtige Themen.
Ich finde es angebracht wenn diese vor Amerika kommen.
Danke.
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