Die Diskussion in der familiären Runde an diesem Wochenende hat mich zu diesem Beitrag hier veranlasst. Thema: Verkaufsoffene Sonntage.

Jüngst wurde der für den 09. Dezember in den Kölner Veedeln geplante verkaufsoffene Sonntag gerichtlich abgelehnt (https://www.ksta.de/koeln/koelner-veedel-haendler-kritisieren-verbot-des-verkaufsoffenen-sonntags-31694318 ). Dabei gab es einen politischen Kompromiss für diese Tage, schließlich handelt es sich vor allem um die kleineren Einzelhändler*innen, vor allem inhaber*innengeführte Läden. Dem Weihnachtsgeschäft macht dies natürlich etwas die Bilanz kaputt. Einzelhändler*innen verdienen vor Weihnachten meistens den größten Teil ihres Jahresumsatzes. (https://de.statista.com/statistik/daten/studie/2750/umfrage/weihnachtsumsaetze-des-einzelhandels/ )

Wer denkt an Familien und Vereine?

Ich gehöre zu den Menschen, denen der Sonntag heilig ist. Nicht mehr als religiöser Sicht, sondern weil es eben der Tag ist, an dem Freunde und Familie frei haben. Der Sonntag ist verplanbar. Langfristig verplanbar. Sonntags haben wirklich fast alle Zeit. Abgesehen von der Daseinsvorsorge (Polizei, Feuerwehr, Krankenhäuser..) und Gastronomie sind die meisten Branchen im Wochenende.

Wie sähe es aus, wenn Elternteile sonntags nicht mehr mit zum Spiel der Kids könnten? Oder zu der Aufführung des Tanzvereins?

Städte haben Probleme mit dem Leerstand (https://www1.wdr.de/nachrichten/ruhrgebiet/leere-ladenlokale-100.html ) und der Einzelhandel sucht nach Ideen und Konzepten im Wettbewerb mit dem Internethandel (https://de.statista.com/statistik/daten/studie/201914/umfrage/einkaufsverhalten-im-onlinehandel-vs-einzelhandel-nach-produktgruppen/ ) Man hört die Meinungen der Menschen und viele sagen: „Sonntags habe ich Zeit einzukaufen!“. Vier mal im Jahr sind verkaufsoffene Sonntage übrigens rechtlich auch bereits möglich (Berlin hat ausnahmsweise zehn Tage). Verdi klagt meistens – auch erfolgreich – dagegen.

Ich persönlich denke ja, wenn man Montags bis Samstags keine Zeit hat liegt das Problem an anderer Stelle – aber das Sonntags auch eingekauft werden kann wollen eben auch viele Leute. Fast zwei Drittel der Deutschen wollen die Regeln für Öffnungszeiten am Sonntag lockern, so die Ergebnisse einer Umfrage im Jahr 2017 ( http://www.spiegel.de/wirtschaft/service/einzelhandel-mehrheit-will-mehr-sonntagsoeffnungszeiten-a-1150667.html ).

Macht Verdi tatsächlich gerade innovativen Arbeitnehmer*innenschutz?

Die Frage, ob verdis aktuelle Politik noch richtig ist kam in der Diskussion auf. In Deutschland, Europa und der Welt verlangen die Arbeitnehmer*innen mehr Flexibilität und Kreativität. Ist es wirklich Schutz des Proletariats, wenn man den verkaufsoffenen Sonntag konsequent ablehnt? In meinen Recherchen stieß ich nämlich auf genau diese Aussage (https://handel.verdi.de/themen/ladenschluss-freier-sonntag ) :

Der arbeitsfreie Sonntag bildet – noch – eine Ruheinsel, in der Menschen ihre Zeit nach ihren Bedürfnissen verbringen können. ver.di spricht sich deshalb prinzipiell gegen verkaufsoffene Sonntage aus. Gemeinsam mit der bundesweiten Sonntagsallianz setzen wir uns für den Erhalt der Sonntagsruhe ein, ebenso wie für Öffnungszeiten im Handel, die allen Beschäftigten eine gesunde Work-Life-Balance ermöglichen.

Sollen die Menschen das nicht selber entscheiden können wann sie ihre Ruhezeiten haben?

Wie ihre Work-life-Balance aussieht?

Warum werden kleine, inhabergeführte Läden von den Prozessen betroffen und teils in der Existenz bedroht?

Geht es nicht viel mehr um eine der letzten Bastionen wo Verdi noch eine Macht hat? ( https://www.brandeins.de/magazine/brand-eins-wirtschaftsmagazin/2017/wettbewerb/der-bratwurst-trick )

Wären flexiblere und faire neue Wege nicht an der Zeit zu diskutieren? Im Kölner Stadtteil Lindenthal beispielsweise hatte die Verwaltung und der Rat der Stadt dies getan und einen Kompromiss gefunden. Im Veedel selber sind die Händler*innen in einem Verein aktiv. Es gibt Stadtteilfeste im Sommer, eine Kunstgalerie in den Schaufenstern im Herbst und im Winter jetzt auch einen kleinen aber schicken Weihnachtsmarkt als Treffpunkt.

Sollten Gewerkschaften da nicht auch ihre Positionen überdenken?

Wie bekommen wir eine faire und flexible Lösung, die es den vor allem kleinen Händlern ermöglicht sonntags zu öffnen, Arbeitnehmer*innen die Ruhezeiten und Freizeiten gestalt- und planbar zu lassen?

Maximale Arbeitszeiten, freie Tage im Monat, auch aufeinanderfolgend, Mindesteinkommen – zum Beispiel durch eine Beteiligung und Zulagen an Sonntagen – sind wichtige Aspekte.

Was hat Volt eigentlich für eine Position zu diesem Thema?

Die Debatte um das Thema verkaufsoffene Sonntage ist in unserem bisherigen Programm noch nicht explizit vertreten. Wir haben uns aktuell auf europäischer Ebene bewegt. In 9 der 29 EU-Mitgliedsstaaten sind die Geschäfte Sonntags geöffnet. (hier eine Übersicht: http://www.europa-mobil.de/eu-reisen/eu-einkaufen/Ladenoeffnungszeiten-EU/). Somit ist es für uns zunächst allgemein wichtig die Existenzen von Arbeitnehmer*innen und Unternehmer*innen zu sichern und dabei für Schutz und Flexibilität zu sorgen.

Volt will Arbeitslosigkeit minimieren und neue Arbeitsmodelle fördern. Um den sich stetig ändernden Anforderungen in modernen Volkswirtschaften besser gerecht zu werden, müssen wir die Flexibilität der Arbeitnehmer*innen erhöhen. Gleichzeitig muss für angemessene rechtliche und soziale Rahmenbedingungen und Schutzmaßnahmen für diese neue Arbeitswelt gesorgt werden.

Lasst uns mal bitte drüber diskutieren. Eure Meinung interessiert mich!

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