Beim Bürgerdialog #EUdialogues im belgischen St. Vith am 16.11.2017, bat ich den Präsidenten der Europäischen Kommission, Jean-Claude Juncker, um ein Statement. Ich wollte wissen, warum Menschen ohne Master-Abschluss bei der Europäischen Kommission  ausgegrenzt werden. Juncker selber hat keinen Master-Abschluss und dennoch war seine Antwort ernüchternd. Worum es geht und wie dafür ein halber Saal aufstand seht ihr im Video. Unter dem Video lest Ihr die ganze Geschichte dazu.

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Ein Video meiner Frage an Herrn Juncker

Angefangen hatte es eigentlich ein Jahr zuvor. Am 15. November 2016 fuhr ich mit zwei Freunden zum Bürgerdialog nach St. Vith. Ich erhielt die Chance Herrn Juncker meine Frage zur Jugendgarantie zu stellen (siehe Bericht mit Videos hier). Aus diesem Abend resultierte letztlich auch das Videoprojekt „Europa auf Augenhöhe – europe at eye level“. Dieses Projekt, welches ich zusammen mit AEGEE-Aachen, dem Informationsbüro EUROPE DIRECT Aachen und Your Visions For Europe durchführe, erhielt sogar eine Auszeichnung des Landes NRW im Rahmen der Europawoche 2017. Als wir von dem Altiero-Spinelli-Preis hörten wollten wir unser Glück versuchen.

Der Altiero-Spinelli-Preis wird dieses Jahr zum ersten Mal durch die Europäische Kommission ausgelobt. Die Kurzbeschreibung lautet:

Der Preis wird herausragende Beiträge auszeichnen, die die EU – ihre Gründungswerte, ihre Geschichte, ihr Handeln und ihre wichtigsten Vorteile – der Gesellschaft vermitteln, das Verständnis der Bürger für die EU stärken, die Eigenverantwortung für das europäische Projekt stärken und Vertrauen in der EU schaffen.

Im Kleingedruckten, den Contest Rules stellte ich dann fest:

Der Wettbewerb ist offen für Einzelpersonen oder Gruppen von Einzelpersonen (natürliche Personen). Die Einzelperson (oder der Gruppenleiter, falls sich eine Gruppe von Personen bewirbt) muss mindestens einen Master-Abschluss haben und zum Zeitpunkt der Bewerbung einer akademischen / Forschungs -einrichtung, Organisation, zivilgesellschaftlichen Organisation, Firma oder einem anderen Typ angehören (einer juristischen Person) mit Sitz in einem EU-Mitgliedstaat.

WTF? Da engagiert man sich und weil man keinen Abschluss hat, darf man nicht? Was soll das? 60% der Europäer in meinem Alter haben gar keinen Abschluss einer Universität. Vermutlich haben also noch weniger als 40% der Europäer einen Master-Abschluss. Und keiner der studierenden Mitstreiter hat einen Masterabschluss.

Ich fragte dann, es war übrigens Ende August, direkt mal bei der Kommission nach, erhielt aber nie eine Antwort. Also fragte ich Herrn Juncker nun auf dem Bürgerdialog.

Wer das Video gesehen hat, wird verstehen, dass ich gerade zwischen Wut und Entsetzen hin- und hergerissen bin. Natürlich kann ein Kommissionspräsident da nichts Direktes zu sagen. Es ist gut möglich, dass ihm solche Details nicht bekannt sind. Was hat denn der (noch viel zu geringe) Ausbau von Erasmus+ für Lehrlinge damit zu tun? Wieso verfasst man ein Buch voller Thesen, die wichtig zu diskutieren sind, aber fängt im eigenen Hause nicht mit der Gleichberechtigung der Bürger an?

Ich bleibe ein Verfechter des europäischen Gedankens und der Einheit Europas – aber so, wie gerade Juncker und die Kommission sich präsentieren, sieht es nicht nach einem gemeinsamen Kampf gegen die Feinde der Demokratie aus.


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