Meine Eingebung im Verfahren an die Stadt Köln.

Sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin Reker,

Sehr geehrte Damen und Herren der Stadtverwaltung,

Mit diesem Schreiben mache ich von meinem Recht gebrauch, als Bürger der Stadt Köln gegen den geplanten Ausbau des Nachwuchsleistungszentrums des 1. FC Köln meine Eingebung zu machen. Hierbei ist mir zu Beginn wichtig, dass es mir um eine transparente, nachvollziehbare und faire Politik (nicht nur in Köln) geht. Eine Vielzahl verschiedener Gründe spricht gegen den Ausbau des Geißbockheims, wenngleich ich dem „EFFZEH“ durchaus als „Immi mit Herz für die Alemannia aus Aachen“ positiv gegenüber stehe. Die Gründe gegen einen Ausbau sind in meinen Augen in drei Bereiche zu teilen: Umwelt, Gesellschaft und Transparenz.

Umwelt

Die auf den Seiten der Stadt Köln und des 1 FC. Köln veröffentlichten Gutachten sind für die Bürger*innen zum Teil nicht verständlich. Einige Aspekte berücksichtigen nicht den Einspruch aus der Verwaltung. Die Versiegelung entsprechend großer Flächen und die Lärm- sowie Lichtemissionen werden von Wissenschaftler*innen sehr kritisch betrachtet. Hier droht der Stadt im Falle eines Gerichtsprozesses starker Widerstand mit guten Argumenten. Nicht zuletzt dass die Stadt Köln selber den Klimanotstand ausgerufen hat und damit alle Gutachten eine neue Wertung bekommen müssen und somit die erste Wertung hinfällig ist. Faktisch fällt mir mangels fachlicher Expertise eine weitere Aufzählung hier schwer, so dass die nachfolgenden Aspekte der gesellschaftlichen und transparenten Betrachtung in dieser Eingebung mehr Gewicht bekommen.

Gesellschaft

Den Ursprung des Grüngürtels und seine Bestimmung werde ich nicht neu aufrollen, ich sehe allerdings die öffentliche Nutzbarkeit für Sportler*innen gefährdet. Unabhängig der umwelttechnischen Aspekte hat der FC Köln eine Hoheit über die Plätze. Im Antrag ist nicht spezifiziert wie viel Öffentlichkeit zugelassen ist. Jede Veranstaltung des FC Köln kann die Tore schließen. Ein Training ist schließlich eine Veranstaltung. Zudem wird die Fläche für die Jungendmannschaften ausgebaut. Laut Antrag des FC Köln beabsichtigt man die Mädchenmannschaften weiterhin an anderer Stelle trainieren zu lassen. Der Antrag ist alleine aus Gründen der Diskriminierung abzulehnen. Da hinter dem FC Köln auch wirtschaftliche Interessen stehen, sollte ein angemessener Pachtzins gezahlt werden. Diese exklusive und für die Bevölkerung geschützte Fläche ist nicht alleine dem größten Sportverein der Stadt vorbehalten.

Transparenz

Die auf den Seiten der Stadtverwaltung als auch der Informationen des 1. FC Köln waren unvollständig. In der Bezirksregierung Lindenthal wurde der Erhalt des Grüngürtels bereits im Jahr 2008 über die Interessen des FC Köln gestellt ( 32. Sitzung der Bezirksvertretung Lindenthal https://www.stadt-koeln.de/mediaasset/content/pdf-bv/lindenthal/2008/2008-01-28-nds32.pdf ). Ebenfalls der Bürgerverein Köln-Müngersdorf hat Fakten gesammelt: Mehr Bürger*innen Kölns sprachen sich bei einer Unterschriftensammlung gegen den Ausbau aus, als Kölner*innen die beim 1. FC Köln ihre Unterschrift für den Ausbau leisteten.

Bereits der Ausbau wurde seinerzeit nur durch die Stadt genehmigt, da der FC Köln mit Schreiben vom 05. September 2007 versicherte (die damalige Geschäftsführung gegenüber der Stadt Köln) keine weiteren Bauvorhaben mehr im Grüngürtel zu beantragen. Von dieser Vereinbarung wollen weder Verantwortliche der Stadt noch des FC Köln öffentlich noch etwas wissen. Beide Seiten unterlassen den Hinweis auf diese Absprache. Der FC Köln geht in seinem Antrag nicht auf diese Auflage ein.

Auch die veröffentlichten Gutachten werfen Fragen auf: Die untere Naturschutzbehörde moniert Fehler an, ebenso der Umweltdezernent Dr. Rau. Es ist in höchstem Maße unverständlich und intransparent wenn man zu Zeiten eines ausgerufenen Klimanotstandes dem verantwortlichen Dezernenten einen Maulkorb verpasst. Als Bürger habe ich die Erwartung, dass das gut bezahlte Personal seine Meinung und Ansicht öffentlich äußern muss, vor allem wenn es sachlich und anlassbezogen erfolgt. Weiterhin ist nicht kommuniziert welche Pacht für das Gelände entrichtet werden soll. Dies gehört in diese Debatte.

Wie die aktuelle Diskussion zeigt gab es keine wirkliche Prüfung der alternativen Standorte. Weder ist diese Analyse veröffentlicht, noch wurden die Nachbargemeinden Hürth und Frechen einbezogen, da diese sich via Medien nun zu Wort meldeten.

Es dürfte im Interesse der Stadt Köln und Ihrer Bürger sein diese vor weiteren Kosten zu bewahren. Es besteht die große Wahrscheinlichkeit, dass Initiativen und Verbände Klage einreichen. Die belegbaren Informationsdefizite und Dokumente bergen eine Gefahr der Niederlage für die Antragsteller.

Zusammenfassend ist zu sagen, dass das Verfahren

  • ohne gründliche Prüfung der Standortalternativen erfolgte,
  • für eine Minderheit ohne ausgleichende Berücksichtigung aller Vereinsmitglieder eingereicht wurde,
  • die Diskriminierungen der Mädchenmannschaften nicht berücksichtigt,
  • in einem streng geschützten Gebiet ohne echte Ausgleichsflächen geplant ist,
  • gegen den Entscheid der Bürger anliegender Veedel erfolgt,
  • ohne Berücksichtigung getroffener Absprachen mit dem 1. FC Köln erfolgt,
  • und intransparent sowie schwer verständlich abgelaufen ist,
  • sowie unter Berücksichtigung des am 09.07.2019 ausgerufenen Klimanotstandes vollständig neu zu bewerten ist.

Ich spreche mich mangels gesellschaftlicher Vorteile für Bürger*innen Kölns, drohender Rechtsstreite und zu großer Intransparenz, die eine Bewertung nicht 100% ermöglichen, klar gegen den Ausbau aus.


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1 Kommentar

Effzeh Geißbockheim und ein politisches Rudelgucken | Friedrich Jeschke · 26. Mai 2020 um 12:26

[…] In den Tiefen des Ratsinformationssystems der Stadt Köln findet man übrigens ein interessantes Dokument. Das Geißbockheim hat bereits eine Erweiterung hinter sich. Diese genehmigte der Rat der Stadt Köln 2008 nur, weil der Effzeh zusicherte, keine weiteren Bauvorhaben mehr anzumelden. Daran erinnert man sich nicht mehr gern beim Club. Der Antrag als solcher ist rechtlich übrigens sauber und korrekt. Es sind andere Gründe die dagegen sprechen – diese habe ich 2019 hier verfasst. […]

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