
Die neuen US-Zollregeln bringen den kleinen wie den großen Handel in der EU ins Stolpern – und treffen Europa direkt im Herzen seiner exportierenden KMU. Konkret: ELTA in Griechenland und andere europäische Postdienste haben Sendungen mit Waren in die USA vorübergehend ausgesetzt, weil die US-Regierung das De-Minimis‑Privileg abgeschafft und die Zollabwicklung ab dem ersten Dollar verlangt – mit unklaren IT‑Schnittstellen und Prozessen zur Vorauszahlung der Abgaben. Das ist kein „Luxusproblem“, sondern blockiert Onlineshops, Kreativbetriebe und Touristengeschäfte – genau die, die Europa lebendig machen.
Gills Kalender kommen nicht in die USA
Gill Tomlinson, eine engagierte Einzelhändlerin in Griechenland, verschickt künstlerische Kalender weltweit. Viele Tourist:innen bestellen nach dem Urlaub in ihrem Online-Shop nach. Und dieses Jahr? Stillstand Richtung USA.
“Unfortunately, it seems no calendar season is complete without some sort of shipping drama… ELTA (the Greek postal service) has suspended mailing to the USA.”
Das ist weder im Sinne amerikanischer Kund:innen noch europäischer Unternehmer:innen. Es zeigt, wie unklare neue Zollregeln und holprige Übergänge alle Unternehmen treffen.
(ab hier auch mit Unterstützung durch KI zusammengefasst)
DHL & Co. vor dem Stillstand
- In Griechenland warnt ELTA, dass Warensendungen in die USA temporär gestoppt werden könnten bzw. werden, weil die neuen US‑Vorgaben zum 29. August greifen und technische Spezifikationen zu spät kamen. Die Zollabgaben sollen vor Einfuhr an den US‑Zoll überwiesen werden, doch die Klärung, wer kassiert, welche Daten nötig sind und wie diese übertragen werden, hinkt hinterher.
- Deutsche Post/DHL Parcel Germany hat für Geschäftskund:innen die Annahme von Waren in die USA via Postnetz pausiert; Briefe und bestimmte Privatgeschenke bis 100 Dollar bleiben ausgenommen, Express läuft weiter. Der Flaschenhals ist die neue Zolllogik, nicht nur die Kosten.
- Der Weltpostverein (UPU) spricht von einem „Beinahe‑Stillstand“ der Postströme in die USA nach Inkrafttreten der Regeln; Übergangslösungen werden in Eile aufgesetzt.
Was genau sich änderte
- Die USA haben die bisherige De‑Minimis‑Schwelle abgeschafft, die Einfuhren bis 800 Dollar zollfrei ließ; künftig fallen Zölle ab dem ersten Dollar an und müssen vorab abgeführt werden. Einige Postbetreiber kommunizieren ergänzend Schwellen für Geschenke unter 100 Dollar zwischen Privatpersonen. Der operative Knackpunkt ist die fehlende, rechtzeitig spezifizierte Infrastruktur für Datenaustausch und Gebühreneinzug.
- Folge: Zahlreiche europäische Postorganisationen (u. a. Griechenland, Portugal, Schweiz) stoppten Warensendungen vorübergehend; Unternehmen weichen auf Kuriere wie DHL Express aus, die trotz Verzögerungen funktionsfähig bleiben.
Warum der EU Binnenmarkt zählt
- In der EU bewegen sich Waren ohne Binnenzölle – das Rückgrat für Planungssicherheit von Finnland bis Zypern. Drittstaaten handeln über einheitliche Regeln mit Brüssel, nicht mit 27 unterschiedlichen Behörden. Gerade in Krisen zeigt sich der Wert dieser Ordnung.
- Wenn globale Partner abrupt Regeln drehen, braucht Europa robuste, gemeinsame Antworten – und eine schnelle, technische Umsetzung mit UPU, Zollbehörden und Carriern. Der Binnenmarkt ist nicht perfekt, aber er schützt vor Flickenteppichen.
Politische Brücke: EU handlungsfähig machen
- Damian Boeselager drückt es klar aus: Weniger Bürokratie, mehr Vereinheitlichung – etwa über eine „EU Inc.“ als 27. Maßnahmen, die Gründen und operieren europaweit vereinfachen soll. Das wäre Rückenwind für KMU, die ohnehin genug externe Unsicherheit abfedern müssen.
- Wer – wie AfD & Co. – aus dieser Schutzgemeinschaft raus will, bietet keine tragfähige Alternative für Handelssicherheit. Währenddessen zeigen uns die US‑Vorgaben, wie hart nationaler Zickzackkurs an Lieferketten rüttelt.
Schlussgedanke
Europa kann Krisen nicht wegzaubern, aber gemeinsame Regeln machen uns widerstandsfähiger – für Künstler:innen, Händler:innen und alle, die mit Herzblut arbeiten. Lasst uns die EU besser machen, nicht kleiner: weniger Papier, mehr Pragmatismus, eine EU Inc., die Gründen entstaubt – und internationale Schocks abfedert, statt sie zu verstärken.
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