
Erst vor wenigen Tagen gab es noch hitzige Debatten um 38.000 € für Spielplatzschilder. Brisanter sind aktuell gut 350 Millionen € für die Immobilie der ehemaligen Kaufhof-Zentrale, in der nicht einmal klar ist, wer einziehen soll. Klingt absurd? Ist es auch – und verdient mindestens genauso viel Aufmerksamkeit.
Es war Markus Greitemann, Baudezernent und aktueller OB-Kandidat der CDU, der 2022 den Mietvertrag für die ehemalige Kaufhof-Zentrale unterzeichnete. Und nun, mitten Im Wahlkampf, kommt das Thema natürlich richtig in Fahrt.
Zahlenwerk
45 000 m² sollten reichen, um Ämter zusammenzuziehen, Kosten zu sparen, Effizienz zu steigern – so die Aussagen. 19,70 €/m², langfristig bis 2045, „attraktive Konditionen“ hieß es.
Doch die Realität ist: Schon heute steht die Stadt Köln bei weit über 300 Millionen € Mietbelastung bis 2050, plus 50 Millionen € Sonderzahlung für Umbau, weil man erst nach Vertragsabschluss anfing zu überlegen, was man eigentlich braucht. Swiss Life, der Vermieter, darf erhält natürlich dennoch die Miete. Mietausfälle wegen Verzögerungen? Ebenfalls aus der Stadtkasse bezahlt.

Wie konnte das passieren?
- Fehlende bzw. ungenaue Bedarfsplanung: Der Vertrag wurde abgeschlossen, bevor feststand, welche Ämter einziehen. Nachträgliche Änderungswünsche treiben die Kosten hoch.
- Mietausfälle & Strafzahlungen: Durch geplatzte Einzugstermine fordert Swiss Life Millionenkompensation.
- Undurchsichtige Nachträge: Zwei Vertragsnachträge wurden ohne Ratsbeteiligung unterschrieben – darunter Vorauszahlungen in zweistelliger Millionenhöhe.
- 50 Mio. Extra-Umbau: Die Politik soll ein Loch stopfen, das falsche Planung gerissen hat. Rechnerisch steigt die Quadratmetermiete damit schon heute auf 24,30 €.
Wer steht wofür?
Volt, sowie Grüne, SPD und Linke fordern volle Transparenz durch das Rechnungsprüfungsamt und schließen selbst den Rücktritt vom Vertrag nicht aus.
Oberbürgermeisterin Henriette Reker hat nun das Rechnungsprüfungsamt angewiesen, die Anmietung der ehemaligen Kaufhof-Zentrale auf die grundsätzliche Rechtmäßigkeit und Wirtschaftlichkeit zu prüfen.
Die CDU nennt die Prüfung „Wahlkampfmanöver“ und stellt sich hinter Greitemann.
Die FDP lehnt weitere Gelder ab, sieht aber keinen strafrechtlichen Skandal, sondern „Dilettantismus“.
Was heißt das für uns in Köln?
Die Feuerwehr wartet weiter auf eine neue Wache, weil das Interimsquartier im Kaufhof-Gebäude verworfen wurde – Kostenunterschied je nach Lesart: plus/minus 8 Mio. €.
Miete statt Eigentum: Nach 25 Jahren Besitz haben wir keine Kaufoption – ein Geschenk an Swiss Life.
Jeder Monat Verzögerung frisst zusätzliches Budget, das in Schulen, Radwege oder Spielplätze fließen könnte.
Oder eben in die Spielplatzschilder…
1 Kommentar
Greitemann will Kölner OB werden – aber schweigt zur eigenen Rolle? | · 25. Juli 2025 um 10:20
[…] Köln: Stadt zahlt Millionen für Kaufhof-Areal – ohne es zu nutzen […]