Die Schicksalswoche der Alemannia steht unmittelbar bevor. Gewinnt die Alemannia das erste Endspiel gegen Eintracht Frankfurt, kann sie im Heimspiel gegen den Karlsruher SC dem drohenden Abstieg womöglich von der Schippe springen. Auch wenn die Zeichen schon mal besser standen, ist der Klassenerhalt dennoch möglich. Ob nun zweite Liga oder dritte Liga: Die Zukunftsplanung muss weitergehen und hier habe ich derzeit verdammt große Bauchschmerzen.

Alemannias Präsident und Vorsitzender des Aufsichtsrates, Dr. Meino Heyen, verriet auf der “time-to-talk”-Veranstaltung des Zeitungsverlages, dass die Verträge zur Umfinanzierung noch nicht unterschrieben seien. Von einer zeitnahen Umsetzung nach der Jahreshauptversammlung vor fast 21 Tagen kann also keine Rede sein. Die Stadt Aachen mag politisch ja noch an den Beschluss des Stadtrates gebunden sein, wie es bei den anderen Parteien aussieht, kann wohl niemand so recht beantworten. Was ist mit Hellmich? Was ist mit der Aachener & Münchener? Wies sieht es beim Land NRW aus? Und vor allem: Inwiefern hängen dieses noch ausstehenden Vertragsunterzeichnungen mit der Lizenzierung sowohl der zweiten als auch der dritten Liga zusammen?

Alleine diese Fragen lassen mich nicht ruhig schlafen. Noch weniger die neuerliche Aktion der Alemannia für das kommende Heimspiel gegen die Eintracht aus Frankfurt. Für 10 € kann der Fußballfan eine Sitzplatzkarte erwerben, für 5 € eine Stehplatzkarte. Vernünftige Preise die gleichzeitig das Stadion füllen. Wäre es allerdings nicht die Häufigkeit der Aktionen, würde ich auch brav die Klappe halten. Ich finde es absolut okay, dass der “Postkasten” voll gemacht wird. Aber als Dauerkarteninhaber überlege ich nicht nur, ob ich mir überhaupt noch mal eine Dauerkarte kaufen soll, ich fühle mich sogar richtig verarscht.

Generell werden Dauerkarten mit einem “Mehrwert” verkauft. Vor der Saison kann man durch Vorkasse alle Spiele günstiger sehen, als wenn man für jedes Spiel eine Tageskarte erwirbt. Allerdings haben bei der Alemannia gleich acht Aktionen dafür gesorgt, dass man als Inhaber einer Dauerkarte sogar noch draufzahlt.

Nehmen wir die nackten Zahlen, hätte der clevere Ticketkäufer (Vollzahler, kein Mitglied) alle Spiele auf einem Sitzplatz für sage und schreibe 267,50 € 253,50 € sehen können. Wäre dieser clevere Ticketverkäufer nun auch noch ein Student im Erstsemester, im Ehrenamt aktiv (und somit Besitzer eines Ehrenamtsausweises) und hätte mit ein wenig Glück bei der Mayerschen für das Spiel gegen den KSC ein Karte gewonnen, wären es nur 195,50 € gewesen. Zum Vergleich: Die günstigste Dauerkarte(!) für einen Vollzahler in den besagten Kategorien beträgt 335,00€ (sofern kein Mitglied, selbst dann wären es 295,00 €).

Vollzahler in der Preiskategorie 1 haben demnach keine 141,00 € Vorteil genossen, sondern sogar 9,00 39,00 € mehr bezahlt. Für Preiskategorie 3 liegt der Unterscheid zu Ungunsten der Dauerkarteninhaber bei 53,00 67,00 €, bei Preiskategorie 2 sogar bei satten 64,25 € 86,75 € (Gegen den KSC gelten die gleichen Preisaktionen wie gegen die EIntracht. Daher die nachträgliche Änderung). > Hier gibt es den Preisvergleich der Alemannia-Tickets als PDF <

Die Preispolitik der Alemannia stand ja schon oft im Diskussionsmittelpunkt, aber ich finde dieser Vergleich zum Saisonende zeigt, dass es die Verantwortlichen dann doch über Gebühr betrieben haben mit Ihrer Angebotspolitik. Die Konsequenz aus den allgemein recht teuren Ticketpreisen und der Häufigkeit der Aktionen ist eine ganz Simple: weniger verkaufte Dauerkarten in der kommenden Spielzeit.

Unabhängig in welcher Liga die Alemannia in der nächsten Saison spielen wird, werden die Fans – und allen voran die Dauerkarteninhaber – auf die Preise schauen. Und selbst bei deutlicher Reduzierung der Preise bedeutet das nicht, dass die Zahl der verkauften Dauerkarten identisch bleibt.

Die Inhaber einer Dauerkarte haben in dieser Spielzeit den kürzesten Halm gezogen. Für das Testspiel gegen den FC Köln gab es billigere Tickets und vor Weihnachten konnte man 30 x 2 Plätze für eine Stadionführung mit Spielern gewinnen. Einige Glückliche gewannen ein paar Preise für den vorzeitigen Erwerb der Dauerkarte. Ach ja, fast vergessen: Ein paar Prozente gab es dann auch noch im Fanshop.

Mein Fazit fällt schlicht resignierend aus. Ich will meinen Verein unterstützen und bin – trotz der doch etwas weiteren Anreise und der nicht selten ungünstigen Anstoßzeiten – grundsätzlich bereit, mir dennoch eine Dauerkarte zu kaufen. Aber werde ich es tun? Ich weiß es nicht! Ich fühle mich ausgenutzt und irgendwie dumm.

In Zeiten, wo man auf die Fans angewiesen ist, stößt man diesen vor den Kopf. Frithjof Kraemer stellte auf der Jahreshauptversammlung die Planzahlen für die kommende Saison auf. Kalkuliert wird mit 18.000 Zuschauern in Liga 2 und 9.800 Zuschauern in Liga 3. Spannend ist diese Kalkulation aus deswegen, weil die Alemannia aktuell einen Schnitt von 17.700 Zuschauern hat – unter anderem Dank der ganzen Aktionen. Ich bin so frei an dieser Stelle meine Bedenken zu äußern, dass die Zahlen realistisch und erreichbar sind.

Und jetzt wünsche ich mir einfach nur einen Sieg gegen die Eintracht und Euer Feedback.


8 Kommentare

Klenkes · 17. April 2012 um 18:48

Schön geschrieben, aber das die DK Inhaber keinen Mehrwert haben liegt schlicht und ergreifend an der Mannschaft. Wären wir in der Lage von Fürth würden die Leute Schlange stehen für eine DK und die Option auf Pokaltickets. Da wir es aber nicht sind muss man in den sauren Apfel beißen. Jetzt gehts nur noch Rettung und sonst nix.

PS: Großer Mist lange Texte über das iPhone zu schreiben 😉

[Kommentare vom Admin zusammengefasst]

Friedrich · 17. April 2012 um 18:54

Also muss man für Treue in den sauren Apfel beißen? Wenn die Verhältnismäßigkeit stimmt ok, aber bei den Unterschieden. Angenommen es ging +/- Null aus, würde keiner was sagen, aber gerade im Sitzplatzbereich war man diese Saison gekniffen.

Zumal gegen den KSC auch die Preisaktion wie gegen die Eintracht gilt. Dies habe ich gerade erfahren und erhöht die Diskrepanz nochmals.

9cki · 18. April 2012 um 08:41

Du hast zwei wichtige Vorteile der Dauerkarte nicht in deine Kalkulation / Argumentation mit aufgenommen.

1.) Ein DK-Inhaber bekommt das Ticket immer in der Preiskategorie, die er tatsächlich haben will. Wenn ein einzelner, verhältnismäßig günstiger Block ausverkauft ist, muss ein DK-Inhaber nicht auf einen teureren Block ausweichen und somit mehr zahlen, als er eigentlich ursprünglich zu zahlen bereit war.

2.) Ein DK-Inhaber muss nicht 17x pro Saison zum Fanshop laufen und sich jedes Mal ein Ticket kaufen. Angenommen man wohnt in AC, aber nicht in unmittelbarer Nähe des Fanshops. Dann muss man mindestens 30 Minuten seines Tages “investieren”, um sich ein Ticket zu holen. Rechnet man diese Zeit auf eine Saison hoch, dann sind es 8,5 Stunden, die man mit dem Kauf von Tickets zubringt. Hat man eine DK, kann man diese Zeit für andere Beschäfitigungen aufbringen (Stichwort: “Opportunitätskosten”), z.B. kann man Geld verdienen. Wenn man in dieser Zeit mindestens 10 € die Stunde (8,5 x 10€ = 85€) verdient, dann ist der Preisvorteil von 86,75 € aus Deinem Beispiel in 8,5 Std. wieder zunichte gemacht worden. Andersrum kann man sich die Frage stellen, was einem 8,5 Stunden Freizeit (=ein Arbeitstag!) wer wären. Ich bin mir sicher, dass manche Angestellte gerne auf 85€ für einen zusätzlichen freien Arbeitstag verzichten würden.

Sicherlich kann man im Gegenzug auch argumentieren, dass Tickets im Onlinekauf oder an der Abendkasse geholt werden können und das weniger Zeit in Anspruch nimmt. Hier muss man bei ersterem aber 17x die Versandgebüren in Kalkulation mit aufnehmen. Bei letzerem muss man a) einen erhöhten Preis an der Abendkasse zahlen und b) man ist sich sich nie sicher, ob man das Ticket im gewünschten Block /Preiskategorie erhält (siehe 1.).

Viele Grüße
Daniel

Friedrich · 18. April 2012 um 08:56

Hallo Daniel, danke für deinen Kommentar. Ich gebe Dir vollkommen Recht: Wer keine Dauerkarte hat, hat mehr Aufwand, wie Du es ja richtig beschreibst. Auch deswegen habe ich ja meine Dauerkarte.

Wenn es nur um die Preise ginge, sind die Unterschiede zwar heftig und in meinen Augen zu groß, aber bis zu einem gewissen Punkt nachvollziehbar.

Wichtig in dieser Betrachtung – und daher dieser Artikel – sind die Folgen. Für die kommende Spielzeit werden viele Fans sich überlegen, ob sie denn doch ab und an lieber die Tageskarte kaufen und flexibel auf Aktionen reagieren, wenn man damit Geld sparen kann. Gerade bei Familien, wirkt sich dieser Unterschied noch schneller aus.

Aktuell liegt der Zuschauerschnitt unter der Planzahl für die kommende Saison (sofern wir nicht absteigen). Auf welcher Grundlage wird mit 18.000 Zuschauern kalkuliert, wenn es aktuell 17.700 sind? Genrell muss es (auch bei einem Klassenerhalt) ordentliche Preissenkungen geben. Aktuell ist die Alemannia nicht jedem Zuschauer (die wir für das Konzept aber dringend benötigen) das Eintrittsgeld wie bei einem Erstligisten wert.

Ich schrieb ja: Ich überlege dennoch mir eine Dauerkarte zuu kaufen. Aber die Art und Weise wie die treuen Fans hier behandelt werden finde ich unangemessen. Über die Dauerkarteninhaber kann man jetzt wieder günstige Tickets bekommen – wo werden dann aber eben diese Dauerkarteninhaber geschätzt und in irgendeiner Form belohnt? Man ist ein Mittel zum Zweck geworden und dann auch noch drauf zahlen? Fühlt sich ziemlich uncool an.

9cki · 18. April 2012 um 12:04

Hallo Friedrich,

ja, ich denke auch, dass diese Aktionen kein gutes Zeichen an derzeitige DK-Inahber setzen und die Verkaufszahlen für DKs daher in jedem Fall zurück gehen werden. Dieser Effekt wird zum Teil aber wieder sowohl durch Sonderaktionen mit denen mehr DK-Inhaber zu werben (z.B. “jede 1000ste DK bringt Eric Meijer persönlich vorbei”) als auch die unter 1.) und 2.) aufgeführten Arguemente abgemildert. Wenn die Alemannia bei den Sonderaktionen zum DK-Verkauf die gleiche Kreativität zeigt, wie bei den Ticket-Sonderaktion, dann haben sich diese Aktionen in dieser Saison unterm Strich womöglich doch gelohnt, auch wenn einige DK-Inhaber abspringen.

Für mich persönlich kommt eine DK nicht in Frage. Da wegen beruflicher Verpflichtungen nicht alle Spiele sehen kann, sich eine Dauerkarte aber schon nicht mehr lohnt, wenn man 3 Spiele verpasst will ich in dieser Hinsicht lieber flexibel bleiben.

Die Preise am Tivoli haben in der Tat “Erstliganiveau”. Ich finde die Schätzungen von Zuschauerschnitten aber völlig überflüssig, wenn man nicht die dahinter stehenden Annahmen klar aufdeckt. Sicherlich kann man auch in der 3. Liga mit einem Schnitt von 15.000 (!) und mehr rechnen, wenn man alle Tickets für 5€ anbietet. Die Erläuterung der annahmen, ist man uns aber, so weit ich informiert bin, bislang schludig geblieben.

Viele Grüße,
Daniel

Rudelbildung · 22. April 2012 um 09:36

Sehr interessanter Artikel, den wir auch in unserem Blog geteilt haben.

Wie die Kommentare hier suggerieren ist es natürlich ein schmaler Grat. Auf der einen Seite kann ich die Frustrationen von Dauerkarten-Besitzern sehr gut verstehen, auf der anderen will man als Verein in so einer Situation natürlich gerne das Stadion voll kriegen um (hoffentlich) die bestmögliche Unterstützung zu bekommen.

Vielleicht könnte/sollte man Dauerkarten-Besitzern auch eine Art Sonderaktion genehmigen, da diese ja “verarscht” wurden? Hast du dich mal erkundigt, ob der Verein sich da nicht nach Saisonende was überlegen will?

Friedrich · 22. April 2012 um 10:41

Meistens gab es nach Saisonende eine Art Party, bei der es unter anderem Freibier gab. Der Biersponsor/-Partner gibt für jedes geschossene Heimtor 50 Liter Prämie. Diese wurden meist nach dem letzten Heimspiel der Saison am Stadion ausgeschenkt. Natürlich partizipierten hauptsächlich die Dauerkarteninhaber bzw. Besucher dieses Spiels.

Mitlerweile wird das Freikontingent am Ende der Saisoneröffnung ausgeschenkt und dient augenscheinlich dazu, die Fans zum Stadion zu locken, auch wenn eigentlich kein Spiel ist. Bei der letzten Saisoneröffnung ließen sich einige “zulaufen”, die man eigentlich nie am Tivoli sehen würde.

Dies ist nur ein Beispiel. Es gab letzte Saison auch Aktionen, aber da bekam man als Dauerkarteninhaber, der dann einen weiteren Zuschauer mitbrachte, ein Getränke oder eine Wurst gutgeschrieben. Auf jeden Fall eine Art Prämie.

Die Alemannia verhält sich in diesen Punkten übrigens gerne sehr unkommunikativ. Leider erhält man nicht wirklich verbindliche Aussagen und anhand meiner kiritischen Beiträge und Fragen, werde ich da auch nicht “bevorzugt” behandelt 😉

Jetzt muss man eh abwarten wie die Saison zu Ende geht und wo die Alemannia nächste Saison spielt. Einige Probleme lösen sich dann ggf. von selbst 😉

aerobi · 23. April 2012 um 17:35

Das ist das Rationalste, was ich je über die Alemannia gelesen habe. Du fühlst die ausgenutzt und dumm? Ich kann das schon insoweit verstehen, als ich mich selbst dabei beobachtet habe, nicht nur die Frage der Dauerkarten, sondern des Fußball insgesamt kritischer zu sehen.
Wie oft habe ich die Familie zuhause gelassen, Geld zum Tivoli und in andere Fußbalstadien getragen, gestanden, gefroren und mir selbst die dämlichste Werbung gefallen lassen? Und mit weinigen Ausnahmen bin ich unzufrieden nach Hause gegangen.
Ich ärgere mich über das Marketing-Märchen, wonach die Zuschauer ihre Mannschaft unterstützen müssten. Ich werde im Stadion gebraucht wegen des Eintrittsgeldes, als Konsument von Werbung und um den Herren im VIP-Bereich eine Kulisse zu bieten, über die sie sich dann erhaben fühlen dürfen – mehr nicht.
Das Spiel der beiden Mannschaften hat mit mir nichts zu tun. Wir alle könnten gleich drei Schals und mehrere gelbe Mützen tragen, es würde am Spiel und am Ergebnis nichts ändern. Wäre es anders, so könnte man behaupten, das schlechte Spiel der Alemannia liegt am schlechten Gesang ihrer Zuschauer. Eine Gesangsaubildung möglichst vieler Fans würde dann zwangsläufig zum Gewinn der Champions League führen.
Die Unzufriedenheit ist nicht im schlechten Soiel der Alemannia begründet. Ich glaube, die Fans beispielsweise des HSV oder in Kaiserslautern, Köln, Berlin und vielen weitern Städten haben auch wenig Spaß. Sie tun sich das aber immer wieder an, als ob es nichts anders gäbe.

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